La Riviera del Brenta
Die Eindämmung des Flusses Brenta war für Venedig eine Notwendigkeit - zu sehr gefährdete deren weit verzweigter Mündungsbereich mit seinen starken Anschwemmungen die Lagune. Dadurch entstand im 16. Jahrhundert der ca. 30 km lange Brenta-Kanal, über viele Jahre der Hauptverkehrsweg nach Padua. Und wer Venedig jemals im Hochsommer einen Besuch abgestattet hat, kann verstehen, warum sich die Venezianer schon bald luxuriöse Sommerresidenzen auf der Terra Ferma schufen. Hitze, Gestank und Lärm wurden so gegen geruhsame Landidyllen eingetauscht. Der venezianische Adel übersiedelte sommers mit Sack und Pack aus den beengten Platzverhältnissen der Palazzi am Canale Grande in die prunkvollen Landvillen mit großen, lauschigen Gärten. Kosten spielten für die Nobili der damals reichsten Stadt der Welt keine Rolle, und so schufen die berühmtesten Architekten jener Zeit wie zum Beispiel Antonio Palladio an der „Riviera del Brenta“ wahre Schmuckstücke. Etwa 70 davon sind noch erhalten und teilweise der Öffentlichkeit zugänglich.
Heutzutage sind die Villen natürlich auch über Straßen erreichbar, aber der schönste Zugang ist immer noch vom Fluss her. Mehrere Schiffslinien befahren den Brentakanal, im nicht unbedingt billigen Fahrpreis sind der Besuch einiger Villen und meist auch ein Mittagessen inbegriffen. Eine durchaus empfehlenswerte Reise, in bequemen Motorschiffen - jede Flussbiegung öffnet neue Ausblicke. Die Schleusen und Dreh- oder Hebebrücken stammen noch aus alten Zeiten und zeugen von venezianischer Baukunst. Villen und pittoreske Landschaften gleiten vorbei, man erhält Eindrücke aus längst vergangenen Zeiten. Damals wurden die überdachten Barkassen, „Burchiello“ genannt, von Pferden auf Saumwegen flussaufwärts gezogen. Deren Passagiere waren voll Vorfreude auf die Sommerfrische. In komfortablen Villen und schattigen Gärten liess man es sich gut gehen, Feste, Jagden, Theater und anderes Amusement verkürzten die Zeit bis zur herbstlichen Rückkehr in die Lagunenstadt.
Die Villa Foscari „Malcontenta“ – ein Meisterwerk des Klassizismus, 1556 - 1560 nach den Plänen Andrea Palladios für die Patrizierfamilie Foscari erbaut. Obwohl eher klein und im 19. Jahrhundert seiner Nebengebäude beraubt, begeistert diese Villa durch ihre schlichte, klassische Schönheit, abgeleitet von der Antike. An der flussseitigen Hauptfassade beeindruckt die wegen Hochwassergefahr leicht erhöhte Vorhalle mit sechs ionischen Säulen und einem Dreiecksgiebel, die rückseitige Gartenfassade stellt zweifellos eine der gelungensten architektonischen Leistungen Palladios dar. Die Verteilung der Fensteröffnungen lässt die Anordnung der Innenräume durchscheinen, die mittlere Fenstergruppe bildet den Querschnitt des Hauptsaales ab und gibt diesem reichlich Licht.
Palladios Bauweise war sparsam, meist wurde verputztes Ziegelwerk verwendet, kaum Marmor. Umso prunkvoller dafür die Innenausstattung, in sämtlichen Räumen findet man kunstvolle Fresken mit Allegorien und Szenen aus der Mythologie von Battista Franco und Giambattista Zelotti.
Den Beiname „Malcontenta“ (= die Unzufriedene) verdankt die Villa einer Signora Foscari, die der Legende nach wegen ihres unzüchtigen Lebenswandels von ihrem Mann in dieses luxuriöse Exil verbannt wurde. Im ersten Stock erinnert noch ein Gemälde an die unzufriedene Hausherrin.
Die Villa Pisani „La Nationale“ ist das imposanteste Bauwerk an der Brenta. 1720 von Girolamo Frigimelica entworfen und 1740 unter dem Architekten Francesco Maria Preti fertiggestellt, trug dieser Palast nicht wenig zur exorbitanten Verschuldung Venedigs bei. Erbaut anlässlich der Wahl von Alvise Pisani zum Dogen, erhielt der spätbarocke Prunkbau bald den Beinamen „Versailles des Veneto“. Dies nicht zu Unrecht, denn die insgesamt 114 Räume, deren prunkvolle Ausstattung sowie die weitläufigen Garten- und Parkanlagen geben dem Besucher wahrlich zum Staunen Anlass.
Aus den vielen Preziosen sticht der prachtvolle Festsaal im Obergeschoß des Mittelteils hervor. Hier malte Giovanni Battista Tiepolo sein grandioses Fresko “Ruhm des Hauses Pisani“, eine Sternstunde der venezianischen Malerei des 18. Jahrhunderts.
Sehr reizvoll für die Besucher, besonders für Kinder, ist der große Irrgarten mit Hecken aus Buchsbaum. Im Zentrum steht ein Türmchen, auf dessen Aussichtsplattform sich eine Minervastatue befindet.
Wer hier angelangt ist, kann vergnügt auf mühevoll suchende Nachkommende hinunter blicken und Pläne für einen sicheren Rückweg schmieden.